Runzgenossenschaften 

 

Freiburg hatte bis ins 20. Jahrhundert hinein fünf aus dem 15-16. Jh. stammende Runzgenossenschaftten: zwei südlich und drei nördlich der Dreisam. Dazu kamen am Ende des 19. Jh.noch 10 weitere reine Wiesenrunzen.

Legende:

1 Runz der Werksbesitzer 8 Obserin-Runz 15 Wiesen bei der Kartaus
2 Metzgergrün- u. Eschholz-Runz 9 Mühlbach-Runz 16 Immental, Starken, Wölfle
3 Untere Runz der Wiesenbesitzer 10 Hintermatten-Runz 17 Henninger Matten
4 Kronenmühlen-Runz 11 Brechtern-Silberhof 18 Wiesen im Gewann Höfle
5 Dillenmühlen-Runz 12 Bergle-Genossenschaft 19 Wiesen am Hölderlebach
6 Käsbach-Runz 13 Ebneter Runzgenossenschaft 20 Gutleutmatten
7 Dietenbach-Runz 14 Rehmatten- Runz 21 Bleichdobelmatten

 

Südlich der Dreisam bestanden der "Kronenmühlenrunz" und der "Dillenmühlen Runz", nördlich lagen "die Obere Runz der Werkbesitzer", der "Obere Runz" am Südarm des sich in der Fischerau teilenden Gewerbekanals und der "Untere Runz", der sich am Nordarm herausgebildet hatte. Überwiegend waren diese Runzgenossenschaften Einrichtungen zur Wiesenwässerung. Nur die Mitglieder der "Oberen Runz der Werkbesitzer" waren mehrheitlich Handwerker, die das Wasser zum Antrieb der unterschiedlichsten "Werke" nutzten.

Erstmalig werden Vereinbarungen zur Regulierung der Wiesenwässerung im 13. Jahrhundert getroffen: zwischen Klöstern deren Besitzungen an Wasserläufen aufeinander trafen. "Runzgenossenschaften" im eigentlichen Sinne - also mit einer Ordnung und Strukturen der Willensbildung - begegnen uns erst ab 1478.

Eine wichtige Etappe war die 1544 einseitig vom Rat der Stadt erlassene Runzordnung für die "Obere Runz der Werkbesitzer", die zunächst alle Werke vom Sandfang bis zur Fischerau umfasste. Nach und nach wurden dieser Runz jedoch alle Werke nördlich der Dreisam zugeschlagen.

Bereits spätestens seit dem Ende des 14. Jh. hatte die Müller-Zunft (sie bestand eigenständig bis 1464 und wurde dann der Bauzuft "Zum Mond" mit eigenem Handwerksmeister zugeschlagen) die Aufsicht am Gewerbekanal: sie klagte die Räderzinsen ein und erhielt diese auch. Sie erhielt Kopien aller Verträge mit den Einzelanliegern wenn Streitigkeiten vom Rat der Stadt entschieden wurden. Aber bereits zuvor werden "altes Herkommen" und Regeln erwähnt auch wenn sich diese im Wortlaut nicht erhalten haben. Diese Arbeit war bis ins 20 Jh. hinein eine existenzielle, hingen von ihr sowohl grosse Teile der Grundnahrungsmittelversorgung und andere Produktionen ab - nicht zuletzt das vielgerühmte Handwerk der Edelsteinschleiferei. Aber auch die Papierer, Gerber, Fischer, Bader, Metallschleifer, Ölmüller, Hammerschmiede und viele andere zentrale Produktionen waren auf das Wasser angewiesen.

Sind das 17. und 18. Jahrhundert eher nachrichtenarme Zeiten für die Runzen, so gewann mit der Ansiedelung grosser Fabriken nach 1840 der Gewerbekanal wieder deutlich an Gewicht. Wasser wurde nun mehr und mehr industriell genutzt und mit der Elektrifizierung und dem Einbau von Turbinen begann nochmals eine grosse Blüte. Das "Who is who" der Freiburger Fabrikanten war zwischen 1860 und 1900 das Mitgliederverzeichnis der Runz der Werkbesitzer: Flinsch (Papierindustrie), Mez (Textilindustrie), Grether (Nahrungsmittel), Fauler (Metallindustrie) oder Krumeich (Holzindustrie): sie alle waren Mitglieder in der Genosenschaft, nutzten also das Wasser intensiv.

Diese Zeit war nach dem 2. Weltkrieg vorbei und es dauerte bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts, bis mit einem Umdenken bei der Stromerzeugung auch der Gewerbekanal (wieder) als attraktiver Standort gesehen wurde. Heute erzeugen wieder XXX Werke mit einer Kapazität von XXX umweltfreundlichen Strom.