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Leider ist die Wiehre auf dem Sickingerplan nicht abgebildet, so daß für dieses
einstmals selbständige Dorf hier nur die Textversion wiedergegeben werden kann:
Die Wiehre wird bereits 1008 in der Beschreibung des Wildbannes erwähnt, mit dem König Heinrich II. den Basler Bischof belehnte. Die Wiehre reichte in einem schmaleren Streifen vom Ebneter Bann (heute Ecke Schwarzwaldstraße/ Hansjacob- Straße) bis zur Haslacher Banngrenze am Gutleuthaus (heute im Bereich Basler Straße/ Merzhauserstraße). Der gesamte Bereich wurde in eine "obere" und "untere" Wiehre unterteilt. Im unteren Teil lag das Frauenkloster St. Katherina. Die Gerichtshoheit lag schon seit der Zeit der Zähringer beim Bürgermeister und dem Rat der Stadt Freiburg, die durch einen Vogt vertreten waren. Bei der Selbstübergabe Freiburgs an die Herzöge von Österreich im Jahre 1368 wurde die Wiehre mit der Altstadt gleichgestellt. Das Niederlassungsrecht und die damit verbundenen Abgaben kaufte die Stadt Freiburg jedoch erst 1435. Zusammen mit Adelhausen, das sich südlich der Wiehre anschloß, bildete sie ein eigenes Kirchspiel, dessen Kirche St. Einbetten sich etwas südlich der Kreuzung Günterstalstraße/Lorettostraße befand. Freiburg gemeindete die Wiehre erst 1825 ein. Die Wiehre war vorwiegend landwirtschaftlich geprägt. Sie stellte jedoch auch ein Gewerbegebiet dar, durch das die Dreisam und der "Wühribach" flossen, an dem sich zahlreiche Handwerke ansiedelten, die Wasser benötigten. In der Wiehre lagen "Ritters Badstube" und das "Hasenbad".
Ritters
Badestube
Am 12. März 1314 wird sie erstmals indirekt in einer Verkaufsurkunde zusammen mit Ederlins-Badestuben genannt. Die Urkunde beginnt: "Gerhart von Baldingen dem man da sprichet der Ritter ein burger ze Friburg (...)" verkauft "seine Badstube ze Wühri halbun mit Zugehör" an "meister Azzen dem arzat der ze Friburg da gesessen ist" für "50 Mark lötiges Silber Freiburger Gewichts". Er empfängt alles wieder als Erblehen gegen regelmäßige Zinszahlungen. Interessant ist diese Urkunde vor allem deswegen, weil der Anfang bereits einen Hinweis auf den Namensgeber der Badestube enthält: Gerhart von Bahlingen, genannt der Ritter. Daß es sich dabei nicht um eine einmalige Bezeichnung Gerhard von Bahlingens handelt, macht eine weitere Urkunde deutlich, die etwas mehr als vier Jahre später verfaßt wird. In dieser fast wortgleichen Urkunde vom 11. August 1318 verkauft Gerhart von Bahlingen, "dem man da sprichet der Ritter", sieben Mark Silber Zins von seiner Erbschaft an Ederlins Badestuben und von seiner Badestube in der Wiehre, die bei der Grafenmühle liegt, an "Johannesse dem Lulechen", einem Bürger von Freiburg. Die Grafenmühle lag im unteren Teil der heutigen Kartäuserstraße am Gewerbebach zum Schloßberg hin. Johannes der Lülleche entstammte dem gleichnamigen Geschlecht und war bis 1319 selbst Mitglied des Freiburger Rats. Die deutliche Betonung seiner Ritterschaft führt 1321 dazu, daß die Badestube nun als "Ritters Badestube" bezeichnet wird. Und auch die letzte bislang bekanntgewordene Urkunde dieses Bades, vom 10. Juli 1324 in der es das Heiliggeistspital verkauft, spricht "von der Badstube in der Wueri, die dem Ritter dem Wehseler gehörte". Gerhart von Baldingen muß also mit dem Beinamen "Ritter der Wechsler" stadtbekannt gewesen sein, sonst hätte man in dieser Urkunde sicherlich seinen vollständigen Namen genannt. Mit dieser Urkunde verschwindet dieses Bad jedoch schon wieder aus der Geschichte.
Das Hasenbad
1566 erkrankt der Bader Melchior Weinhagen schwer. Er ist Besitzer des Hasenbades. Um für sich eine Pfründe kaufen zu können, veräußert er das Bad an seinen ältesten Sohn Georg. Dieser war 1562 in die Malerzunft aufgenommen worden und vermutlich bereits bei seinem Vater tätig. Auch sein jüngerer Bruder Gilg erlernt das Baderhandwerk und wird 1571 in die Zunft aufgenommen. Der dritte Sohn Melchiors ist Hans Weinhagen, der 1569 in die Zunft aufgenommen wird und nach den Zunftprotokollen und dem im Stadtarchiv erhaltenen Inventar 1585 verstirbt. Hans Weinhagen muß das Bad von seinem Bruder vor 1572 übernommen haben, da er in diesem Jahr den Dominikanern Zinsen an dem Bad verschreibt. Am 5. Februar 1579 wechselt er dann in das Spitalbad. Der Nachfolger von Hans Weinhagen im Hasenbad ist Georg Zimmermann, der das Bad sicher bis 1610 betreibt und auch einen Lehrknaben angenommen hatte, für den er der Zunft zehn Schillinge bezahlt. Innerhalb der Zunft steigt er bis 1605 zu einem der "Ächtwer" auf und übt dieses Amt auch noch 1606 aus. Neben seinen Zinszahlungen an das Dominikanerkloster, für die er auch nach Hans Weinhagens Tod Geld erhält , wird er 1608 noch als Rebenbesitzer erwähnt. Da in der Abfolge der Zinsbücher eine fünfjährige Lücke besteht, läßt sich nicht genau sagen, wann Georg Zimmermann verstirbt und das Bad auf seinen Bruder oder Sohn Hans Jacob Zimmermann übergeht. Dieser betreibt das Bad mindestens bis 1615. Danach wird bis 1621 der Bader Christa Hancheler genannt. 1620 wird in der Wiehre von dem Kupferschmied und späteren Ratsmitglied Johann Simler eine Einwohnerliste erstellt. In ihr wird auch der Hasenbader Georg Hinder genannt, während Christa Hancheler nicht erwähnt wird. Um 1623 übernimmt der Bader Georg Hinder oder Hinderecker, wie er bei den Dominikanern genannt wird, das Hasenbad, das er bis zu seinem Tode 1635/36 behält. Bereits 1632 steht jedoch im Zinsbuch der Dominikaner: "Georg Hinderecker, Hasen Bad, gelegt vor seines Haus. Modo." Dieser Eintrag läßt darauf schließen, daß das Bad zu dieser Zeit bereits zerstört ist: Im Zuge des 1618 begonnen Dreißigjährigen Krieges kommen im Dezember 1632 die Schweden nach Freiburg und legen Feuer in der Wiehre. Auch die Klöster Adelhausen und St. Katharina werden bei der Belagerung zerstört. Am 29. Dezember wird Freiburg an die schwedischen Truppen übergeben. Viele Bürger der Wiehre müssen ihre Häuser aufgeben und in die Stadt ziehen. 1636, nach dem Tode Georg Hindereckers, scheinen dessen Erben und das Dominikanerkloster einen letzten Versuch unternommen zu haben, das Bad doch wieder zu errichten. Das Zinsbuch nennt als Zinszahler sowohl die Erben, wie auch Hans Jacob Herwigk - einen Bader. Das Experiment kann jedoch nicht von Dauer gewesen sein, denn nach 1659 wird das Grundstück im Zinsbuch der Dominikaner nur noch als "Garten bey dem Hasenbad" geführt. |